Alt aber neu: Wo bleibt das Essen – der zweite Akt meines Besuch bei den Guna Yala

Unter die Obhut der Familie von Beira genommen, durfte ich, abgesehen von der traditionellen Hütte mit Hängematten statt Betten, auch das Essen mit ihnen teilen. Aber auch hier können Überraschungen lauern. Da mir am ersten Tag keiner so genau sagen konnte, wie lange es noch bis zum Mittagessen dauern wird, ging ich ins nächste Dorfgeschäft, um Kekse zu kaufen. Dabei beging ich den Fehler, meinen Gastgebern dies auch wahrheitsgemäß mitzuteilen. Übersetzt für sie hieß das: „Beeilt Euch, ich hab´ nen Riesenhunger“.

Das wurde mir erst im Nachhinein klar. Als ich wiederkam, wartete schon die Schüssel auf mich. Kochbananen (groß, fester als normal, roh nicht genießbar), zubereitet mit Kokosnussmilch, und dazu Fisch. Ich suchte nach einem Teller, um mir meine Portion zu holen. Doch die Köchin lächelte nur milde und gab mir zu verstehen, dass der kleine Berg vor mir nur für mich ist. Ich sah den Teller entsetzt an. Zum Glück ist es in vielen Kulturen üblich, Essen übrig zu lassen. Diese war keine davon.

Beira machte mir deutlich klar, dass es eine Beleidung wäre, nicht alles aufzuessen. Ob dies nur ein Spaß war oder nicht, weiß ich bis heute nicht. Ich setzte mich an den Tisch mit dem resignierten Mut eines Soldaten, der weiß, dass die bevorstehende Schlacht seine letzte sein wird. Ich versuchte, mich auf meine Ehre, viel mehr meinen Trotz, als Pole und Weltenreisender zu besinnen. Nach den ersten drei Kochbananen war auch dieser Funke verschwunden. Die vierte Banane führte zu einem kleinen Motivationsschub, den man bekommt, wenn man die Hälfte geschafft hat. Doch dann wird man sich bewusst, dass genauso viel noch vor einem liegt. Danach blieb mir nur noch eine Hoffnung – die Familie und Verwandtschaft durchzuzählen. Eins für Mama, Eins für Papa… Beim Großcousin dritten Grades hatte ich es dann hinter mich gebracht. Ich bedankte mich und schwankte Richtung Hütte/ Hängematte, in der ich die nächsten zwei Stunden verbrachte. Am nächsten Tag entfernte ich mich zu Essenszeit nicht mehr von der Kochstelle, um die großzügige Köchin bei der Aufteilung rechtzeitig zu stoppen.

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