Die Reifenpanne (03.04.2008)

Suzuki vs. Dodo – wer fliegt schlechter?

Ein Suzuki Grand Vitara ist in der Luft genauso zuhause und sieht dabei genauso elegant aus wie die ausgestorbenen Dodos – also eigentlich gar nicht. Kurz zuvor entfuhr unserem Fahrer auf einer Dienstreise nach Caranavi, einer 4 Stunden nördlich von La Paz gelegenen Stadt, ein „oh no“. Das „oh no“ auf einer Strecke, die immernoch regelmäßig für Schlagzeilen sorgt und an manchen Stellen nur knapp über 2 Meter Breite mißt (dafür aber steile Abhänge von mehreren Hundert Metern bietet) hat es spontan in meine Liste von Sachen, die man nur ungern sieht, hört oder erlebt, geschafft. So kam es, dass wir mit 50 km/h aus einer Straßendelle hinausgeschleudert wurden. Während der Fahrer ein konzentriertes Gesicht machte, der Beifahrer ein eher überraschtes und ich…nun, ich saß hinten und muss ungefähr einen ebenso intelligenten Gesichtsausdruck gehabt haben wie einer der besagten Dodos (die bekanntlich ausgestorben sind, weil sie vor Raubtieren und Menschen nicht geflohen sind). Nein, ein Suzuki gehört definitiv nicht in die Luft. Nachdem wir uns in kürzester Zeit mit der Schwerkraft über diesen Punkt einig geworden waren, landeten wir etwas unsanft wieder auf der Straße, die an dieser Stelle zum Glück zweispurig war. So hatte der Fahrer genug Platz, um den quer aufkommenden Wagen wieder in die korrekte Richtung zu lenken.

Eine Stunde später dann das nächste Problem – unser linker Hinterreifen hatte aufgehört zu existieren. Anders lässt sich der Anblick, der sich uns präsentierte, leider nicht beschreiben. Das Gummi komplett zerfetzt, selbst die Metalldrähte innerhalb des Mantels waren zerrissen. Wir kamen wahrscheinlich einem der vielen scharfen Steine zu Nahe, oder aber die Landung war nicht spurlos am Rad vorbeigegangen. Der Fahrer machte sich daran das Rad auszuwechseln, ich machte das defekte Rad an der Ladeklappe wieder fest. Die Frage, ob er denn das Rad festgezogen hätte, verkneifte ich mir als Gentleman. Schließlich will man ja keinen beleidigen. Zwei Stunden später erreichten wir Caranavi, das in einem Tal auf 600 m Höhe liegt. Umringt wird es von bis zu 1600 m hohen Bergen, was es zu einem perfekten Anbaugebiet für hochwertigen Kaffee macht. Wir fuhren vor die Kaffefabrik, die wir besuchen wollten, vor und bemerkten….einen Platten.

Zur Abwechslung mal das rechte Vorderrad. Nun gut, die Plantagen mussten wir notgedrungen mit einem Taxi besuchen, während aus La Paz ein neues Rad geschickt und der platte Reifen in Caranavi selbst geflickt wurde. Am nächsten Tag machten wir uns gutgelaunt und voller Zuversicht auf den Rückweg. Wir waren gerade dabei, die Stadt auf der Hauptstraße zu verlassen (ich möchte den werten Leser darum bitten, das Wort „Hauptstraße“ möglichst frei auszulegen), als es erneut zu einem ungewöhnlichen Geräusch kam. Für einen Bruchteil der Sekunde dachte ich, dass wir schon wieder einen Platten hätten. Aber mitnichten – als wir plötzlich von einem Rad überholt wurden, war alles klar. Ich schaute mit einer gewissen innerlichen Ruhe wie der Reifen im gebüsch zum liegen kam. „Das nächste Mal…“, dachte ich so vor mich hin, während ziemlich laut über den Boden schleifend zu stehen kamen, „ das nächste Mal frage ich…“ Ich musste mich auch beim Aussteigen wegdrehen, um das Grinsen im Gesicht zu verbergen. Andererseits reichte es dran zu denken, was passiert wäre, wenn das Rad eine Stunde später an einer der Zwei-Meter-Stellen den Fluchtversuch unternommen hätte… Seeehr viel Glück im Unglück…Wie gesagt, Suzukis fliegen wie Dodos…

Die Reise in Zahlen:

1 ½ Tage
Mind. 14.000 Höhenmeter
Ein zerfetzter Reifen
Ein platter Reifen
Ein verhinderter Fluchtversuch eines der Reifen
Mind. ein Leben weniger (wenn man davon ausgehen darf, dass ich so viele wie eine Katze habe, wird’s so langsam eng;))
Max. 50 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit

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